Winterberg (und seine Dörfer natürlich auch) ist bunt!
Die Ehrenamtlichen beziehen PositionCKD St. Johannes Siedlinghausen
Aber besondere Zeiten erfordern besonderen Maßnahmen!
Und so bedurfte es keiner Überredungskunst, als vom Verein Kipepeo e.V. die Bitte an uns herangetragen wurde, die Aktion "Winterberg ist bunt! - Lichterkette für Demokratie und Toleranz am Mittwoch, dem 07. Februar 2024, auf dem Marktplatz in Winterberg" als Mitveranstalter zu unterstützen.
Bereits seit 2015 begleiten, fördern und fordern wir Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Religionszugehörigkeiten - Gott sei Dank mit finanzieller Unterstützung des Erzbistums Paderborn - auf ihren mühsamen und schwierigen Wegen in ihrer "neuen" Heimat in unserem Ort. Dabei durften wir immer wieder erfahren, wie bereichernd auch für uns Ehrenamtliche diese Begegnungen sind! Es ist ein Geben und Nehmen, ein gutes Miteinander und Füreinander, auf das wir nicht verzichten möchten, nicht können und auch nicht wollen!!!
Und genau dafür konnten und wollten wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas Konferenz Siedlinghausen, gemeinsam mit dem Verein Kipepeo e.V., der Evangelischen Kirchengemeinde Winterberg, dem Pastoralverbund Winterberg, dem Seniorenbeirat der Stadt Winterberg und der Caritas Konferenz Winterberg "Farbe bekennen" im wahrsten Sinne des Wortes. Ein großer Arbeitsaufwand unsererseits war dafür nicht erforderlich. Das Vorbereitungsteam vom Verein Kipepeo e.V. erstellte die Plakate/Flyer, mit denen zu der Lichterkette eingeladen wurde, kümmerte sich um die Presse-Veröffentlichungen und stellte die Rednerliste zusammen. Wir Caritasmitarbeiterin und -mitarbeiter rührten derweil die Werbetrommel mit Hilfe der digitalen Medien und erstellten natürlich unsere eigenen Plakate, mit denen wir am 07. Februar dabei sein wollten.
Das erste Plakat war schon 24 Stunden nach der Anfrage (sie erreichte uns am 28. Januar) fertig:
Farbe bekennenCKD St. Johannes Siedlinghausen
"BUNT IST UNSERE LIEBLINGSFARBE"
Mit diesem kurzen Satz wollten wir "Farbe bekennen" und ein Zeichen setzen für Vielfalt, Toleranz, Respekt und Demokratie. Auch das zweite Plakat war schnell gefertigt, denn genau die bunte Vorlage, die wir selbst erstellen wollten, wurde mir am Montag, dem 29. Januar, per E-Mail aus der CKD Geschäftsstelle des Erzbistums zugestellt!!! Beide Plakate wurden noch mit bunten LED-Lichterketten beleuchtet und tatsächlich konnte man uns auf dem Marktplatz in Winterberg nicht übersehen.
Trotz des sehr kalten Wetters fanden wir uns dann am Mittwochabend um 18.00 Uhr zusammen mit etwa 450 weiteren Frauen, Männern, Kindern und Jugendlichen auf dem Marktplatz in Winterberg ein. Es war sehr beeindruckend, inmitten so vieler Menschen mit ihren Lichtern und Plakaten auf dem Marktplatz zu stehen, die bunt angestrahlten Fassaden der umliegenden Häuser vor und hinter uns, und ein Zeichen zu setzen für "Toleranz und Demokratie". Doch noch bewegender waren aus unserer Sicht die Wortbeiträge an diesem Abend.
Einige davon möchte ich an dieser Stelle aufführen: Zwei junge Winterberger Mitbürger mit Migrationshintergrund meldeten sich zu Wort. Lawa, eine junge Frau aus Syrien, ist 2015 mit ihrer Familie aus Syrien geflüchtet und nach Züschen gekommen. Sie wurde in die Hallenberger Grundschule eingeschult, fand dort schnell Kontakt, lernte die deutsche Sprache und besuchte anschließend die Sekundarschule in Winterberg. Aufgrund ihrer guten Leistungen hat sie jetzt die Möglichkeit, das Abitur zu machen. "Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich mit meiner Familie in Deutschland wohnen darf. Meine Eltern arbeiten beide hier und meine Geschwister gehen alle hier zur Schule. Wir sind dank der Hilfe vieler Ehrenamtlicher gut integriert.", so ihre Aussage.
CKD St. Johannes Siedlinghausen
Fauad, ein junger Mann, der 2017 aus dem Irak geflüchtet ist, hat schnell die deutsche Sprache gelernt und ist in der Winterberger Gastronomie beschäftigt. Seine Ansprache "Danke, dass ich hier so gut aufgenommen wurde. Ich habe einen netten Chef, hier ist immer was los durch die sportlichen Gäste, auch wegen der vielen ausländischen Besucher!" wurde mit viel Anerkennung und Beifall bedacht.
Der Geschäftsführer des Winterberger Krankenhauses machte in seinem Beitrag deutlich, dass der Betrieb des St. Franziskus Krankenhauses ohne die vielen ausländischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht aufrechtzuerhalten wäre und er fügte folgende sehr eindrucksvolle Begebenheit hinzu: "Wenn ich auf den OP-Plan schaue und sehe, dass um 22.30 Uhr ein Arzt aus dem Irak, der Chefarzt aus der Türkei und ein deutscher Anästhesist in unserem Operationssaal Leben retten, dann muss das auch weiterhin möglich sein."
Ganz beeindruckend war dann auch der letzte Redebeitrag von Gisela Quick vom Seniorenbeirat der Stadt Winterberg. Sie erinnerte an das Leben der jüdischen Mitbürger in der Nazizeit und sagte: "Auch in Winterberg hat man damals weggeschaut", und fügte hinzu: "2020 hat die Stadt Winterberg zur Erinnerung an diese schlimme Zeit drei Häuser, deren jüdische Besitzer enteignet wurden, mit Infotafeln versehen. So etwas darf nie wieder passieren."
Mit dem gemeinsamen Singen der Hymne "Wehrt euch, leistet Widerstand, gegen den Faschismus hier im Land" endete dann nach einer knappen Stunde die Veranstaltung und wir alle waren uns einig: Es ist gut, dass wir dabei gewesen sind! Doch das ist nur der Anfang. Wir dürfen nicht nachlassen in unserem Einsatz für Vielfalt und Toleranz und immer wieder mit Wort und Tat für diese - christlichen - Werte eintreten.
Kornelia Steinrücke
Vorsitzende der Caritas Konferenz St. Johannes Siedlinghausen