Volle Lager, wenige Kunden: Fairkaufhaus bekommt die Auswirkungen von Corona zu spüren
Im Fairkaufhaus ist das Angebot aktuell sehr großAndreas Rother
Bockum-Hövel - Das ist eigentlich nicht im Sinne der Erfinder. "Wir haben viel zu wenig Lagerraum, um alle Sachen entgegenzunehmen", sagen Elisabeth Wulf (Caritas) und Elisabeth Kühnhenrich (Leiterin). Und zum Teil verwechselten die Spender das Fairkaufhaus auch mit einem Entsorgungsunternehmen. So seien vor allem bei den Kleiderspenden oft völlig unbrauchbare Sachen - verschlissen oder ungewaschen - dabei. Die landen dann im Altkleidercontainer. Bei der Kleidung mache sich bemerkbar, dass auch andere Institutionen zurzeit kaum noch etwas annähmen und die Lager übervoll seien. (News zum Coronavirus.)
Dennoch finden die ehrenamtlichen Helfer, die täglich Tüten und Taschen leeren und den Inhalt sortieren, sehr gut erhaltene Kleidungsstücke. "Zurzeit brauchen wir aber vor allem warme Winterkleidung", sagt Elsbeth Bachtrop, die ebenfalls im Fairkaufhaus hilft. Und Nachschub wird auch in anderen Bereichen immer gesucht. So sind zum Beispiel Schuhe ein echter Renner. Auch Staubsauger gehen gut, ebenso Töpfe und Pfannen, Geschirr oder Kaffeemaschinen.
Beim ersten Lockdown ging nichts mehr
Vier Wochen lang - in der Zeit des ersten sogenannten Lockdowns - ging allerdings gar nichts mehr im Fairkaufhaus. "Das hat uns sehr weh getan", sagt Elisabeth Wulf. Das Fairkaufhaus verkaufe seine Ware prinzipiell an jeden Kunden, sagt sie. Bedürftige - sie machen 60 Prozent der Kunden aus - mit einer Einkaufskarte könnten zwar günstiger einkaufen. Dennoch sei das Fairkaufhaus auf Wirtschaftlichkeit angewiesen. "Wir müssen nicht unbedingt Gewinne machen, wollen aber wenigstens kostendeckend arbeiten", konkretisiert Wulf.
Doch selbst das war während des Lockdowns im Frühjahr unmöglich. Und auch danach lief das Geschäft nur sehr schleppend an. "Wir sind heute erst wieder auf einem Minimalniveau aus Vor-Corona-Zeiten", sagt Wulf. Es gebe noch einigen Spielraum nach oben. Die Menschen seien durch die Corona-Krise verunsichert, sehr vorsichtig geworden und hielten ihr Geld eher zurück. Das bekomme auch das Fairkaufhaus zu spüren. Überraschend sei, dass relativ viele Jugendliche im Fairkaufhaus einkaufen. Nicht etwa die günstigen Preise seien hier offensichtlich der Grund dafür. "Viele finden auch die Idee, mit Second-Hand-Ware Ressourcen zu schonen, sehr gut und unterstützenswert", haben die Fairkaufleute erfahren.
Mehr als ein Ort zum Einkaufen
Das Fairkaufhaus bietet auch Fläche zur Begegnung und Raum für persönliche Beratung in existenziellen Fragen. Dafür steht zu bestimmten Zeiten eine Fachkraft zur Verfügung. Das Kaufhaus ist ein Kooperationsprojekt des Caritasverbandes Hamm mit der Kirchengemeinde Heilig Geist und seinen Caritaskonferenzen. Zur Gründung des Kaufhauses sind die bisherigen Angebote "Café zum Offenen Ohr" und einzelne Kleiderkammern zu diesem neuen, gemeinsamen Projekt zusammengeführt worden. Das Kaufhaus wird ehrenamtlich unter der Begleitung der Caritas Hamm organisiert.
Öffnungszeiten: montags bis donnerstags jeweils von 14 bis 18 Uhr sowie mittwochs und freitags jeweils von 10 bis 12 Uhr.
Folgende Sachen werden im Fairkaufhaus nicht angenommen:
◦große Möbel
◦Weißgeräte (Kühlschränke, Waschmaschinen, Herde)
◦medizinische Geräte und Hilfsmittel
◦Feder-, Oberbetten und Einziehdecken, Matratzen und Bettauflagen
◦Hygieneartikel
◦Tierbedarf
◦Bücher für Erwachsene
◦Bekleidung, die mit einem Namen versehen ist
Ulrich Wille /Westfälischer Anzeiger
Quelle: wa.de