Tote bestatten Annegret Stöcker hat immer das gesamte System im Blick
Im 3. Jahrhundert wurde das 7. Werk der Barmherzigkeit von Lactantius (wird zu den Kirchenvätern gezählt) hinzugefügt, zu dieser Zeit war eine würdige Bestattung scheinbar nicht üblich. Heute muss jeder bestattet werden und daraus ist ein wirtschaftlicher Zweig entstanden. Viele Projekte sorgen dafür, dass Würde nicht nur eine Frage des Geldbeutels ist, was bedeutet, dass z.B. auch Bedürftige angemessen und würdig bestattet werden. Würde zeigt sich auch dort, wo Ehrenamtliche der Menschen gedenken, die anonym oder ohne Angehörige bestattet werden. Auch wenn es in der klassischen Aufzählung nicht aufgeführt wird, so werden dem siebten Werk der Barmherzigkeit immer noch ein achtes Werk "Trauernde trösten" und ein neuntes Werk "Sterbende begleiten" zugerechnet. Für diesen umfassenden Bereich der ehrenamtlichen gesellschaftlichen Fürsorge gibt es zahlreichen Beispiele innerhalb des Engagements der Caritaskonferenzen im Erzbistum Paderborn. Ein besonders gutes Beispiel ist Annegret Stöcker von den "Guten Seelen" in Dortmund.
Für Annegret Stöcker ist der ehrenamtliche Dienst bei dem Projekt "Gute Seelen" im Dortmunder Nordosten eine Herzensangelegenheit. Denn in ihrer vorherigen beruflichen Tätigkeit als Krankenschwester der Caritas-Sozialstation waren ihr die Ansprache und die Einbeziehung der Angehörigen schon immer ein besonderes Anliegen. Auf Initiative des Gemeindereferenten Manfred Morfeld entstand 2018 im Pastoralen Raum Dortmund-Nordost ein besonderes Projekt: "Gute Seelen". Ziel ist es, trauernden Angehörigen ein stützendes Gespräch nach der Bestattung anzubieten. Für Annegret Stöcker ein willkommenes und sinnstiftendes Betätigungsfeld. Mittlerweile sei sie sogar für zwei Gemeinden zuständig, Dortmund-Kurl und Dortmund-Husen. Die Informationen, welche Angehörigen kontaktiert werden sollen, erhalten die Mitarbeitenden vom hauptamtlichen Gemeindereferenten. Zwei bis drei Mal im Jahr treffen sich die 5 - 6 Ehrenamtlichen, die in diesem Kreis aktiv sind, und tauschen sich über ihre Tätigkeit und ihre Erfahrungen aus. Annegret Stöcker hat bisher nur positive Erfahrungen gemacht und berichtet von der Dankbarkeit der Angehörigen, die ihr entgegengebracht wird.
Die Angehörigen werden im Vorfeld über liebevoll gestaltete Karten darüber informiert, dass sie nach der Bestattung des Verstorbenen von einer Mitarbeitenden der "Guten Seelen" kontaktiert werden. Das macht den Einstieg für die Ehrenamtlichen leichter. Annegret Stöcker fällt es leicht mit den Angehörigen ins Gespräch zu kommen: "Einen Faden, wo man anpacken kann, findet sich immer", berichtet sie schmunzelnd.
Wichtig sei ihr vor allem, der ressourcenorientierte Blick auf die Stärken der Angehörigen. Oftmals wüssten die Angehörigen selbst, was Ihnen guttue und so bestärke sie die Angehörigen gerne darin, das was bisher gut funktioniert habe, auch weiterzuführen. Aufgrund der Corona-Pandemie haben die Besuche im letzten Jahr nur noch telefonisch stattgefunden, die Qualität der Gespräche habe darunter allerdings nicht gelitten. Auch per Telefon habe sie sehr gute und längere Gespräche mit den Angehörigen führen können.
Sie erlebe aber hin und wieder, dass die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie den Trauerprozess für manche Angehörige erschweren, z.B. dadurch, dass eine Begleitung des Sterbenden oder ein Abschied nicht möglich gewesen sei. Die Angehörigen, mit denen sie in der Zeit Kontakt gehabt hätte, würden in dieser Zeit vor allem durch die eigene Familie aufgefangen und so kommt es vor, dass Annegret Stöcker nicht nur gute Worte für die Tochter eines Verstorbenen findet, sondern auch für deren Ehemann. Frau Stöcker hat nämlich immer das ganze soziale Gefüge im Blick - wie schon damals in ihrer Tätigkeit als Krankenschwester in der Caritas-Sozialstation.
Die bisherigen Ehrenamtlichen finden sie hier.