Kleiderläden planen den Neustart
Alltagstauglich: Die Helferinnen (v.l.) Elisabeth Kentrup, Anneliese Winkel und Annette Lübeck präsentieren gut erhaltene Kleidung. Wenn die Infektionslage es zulässt, möchten die Caritas Kleiderkammern in Rietberg und Neuenkirchen am 26. April wieder öffnen.Inderlied
Seit dem 15. Dezember sind die Einrichtungen in der Kuper Villa an der Heinrich-Kuper-Straße sowie im Caritashaus an der Ringstraße in Neuenkirchen geschlossen. Jetzt planen die ehrenamtlichen Kräfte einen Neustart für ihr Angebot.
Nichts ist mehr, wie es war
"Durch Corona hat sich bei uns alles verändert ", klagt Mechtild Reker, hauptberufliche Fachberaterin für Senioren und Ehrenamtsarbeit beim Gütersloher Caritasverband, der als Träger fungiert. Die Kleiderständer und Regale sind proppevoll, Kleider, Blusen und Hosen warten nur darauf, von den Kunden in genauen Augenschein genommen zu werden. Es scheint eine ganz normale Wiedereröffnung zu werden.
Das Problem entpuppt sich auf dem zweiten Blick: Da der Kleiderladen seit dem 15. Dezember nicht mehr öffnen durfte, stapeln sich inzwischen die Kleidungsstücke. "Selbst die Garage ist gut gefüllt", stöhnt Mechtild Reker. "Wir sind auf den ganzen Wintersachen sitzengeblieben", ergänzt Annette Lübeck aus dem Rietberger Team. "Jetzt kommt auch schon die Sommerkleidung hinzu."
Zum Glück habe der Verein "Familien in Not" bereits viele Stücke abgeholt, um sie zu bedürftigen Menschen in den Kosovo zu bringen. "Sonst wüssten wir nicht mehr, wo wir die Sachen unterbringen sollen", erklärt Annette Lübeck. Reich sei auch der Fundus an Kinderkleidung. "Die Kindergärten durften im vergangenen Jahr keinen Basar ausrichten."
Mit derlei Unwägbarkeiten habe das Team der Helfer regelmäßig zu kämpfen, berichtet Mechtild Reker auch mit Blick auf den Warenkorb, bei dem die Caritas Lebensmittel, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen, gegen eine kleine Spende abgibt: "Ich finde, es wird von unseren Ehrenamtlern ganz viel geleistet. Es bedarf im Moment einer wahnsinnigen Flexibilität. Trotz allem läuft es sehr gut unter schwierigen Bedingungen."
Warten auf grünes Licht
Das Team freut sich über gut erhaltene und gewaschene Kleidungsstücke (Annette Lübeck: "Da legen wir Wert drauf"), die gegen eine Spende wieder in Umlauf gebracht werden. Wichtig ist ihnen die Feststellung, dass die angebotene Ware von Jedermann erworben werden kann.
Wenn die Infektionszahlen es zulassen und das Ordnungsamt grünes Licht gibt, wollen die ehrenamtlichen Helfer am Montag, 26. April, ihre Räumlichkeiten wieder öffnen. Dann sollen mit einem Anruf ab 13 Uhr Termine für die Zeit von 14 bis 18 Uhr vergeben werden. Derzeit ist man auf der Suche nach weiteren Helfern, um noch einen zweiten Tag öffnen zu können. Wer die fleißigen Damen mit Rat und Tat unterstützen möchte, wendet sich an Annette Lübeck, Telefon 0160/99822630.
Gutes tun
Von den Einschränkungen der Corona-Pandemie kaum betroffen war hingegen der Caritas-Warenkorb. Für einige Wochen ganz zu Beginn des Lockdowns habe die Einrichtung schließen müssen, erinnert sich Antonius Michels, der als Koordinator die Logistik der Waren organisiert. Sechs Team á zwei Personen fahren jeden Dienstag- und Freitagmorgen Geschäfte und Supermärkte ab, um die Produkte einzusammeln, die im freien Handel nicht mehr verkauft werden. Die ehrenamtlichen Helfer sind zwischen 63 und 80 Jahre alt und wollen in ihrem Ruhestand der Gesellschaft etwas Gutes tun.
Dienstpläne bis 2022
"Normalerweise treffen wir uns zwei bis drei Mal im Jahr, um uns zu besprechen", sagt Michels. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen sei dies jetzt nicht mehr möglich. Dafür hat der Warenkorbkoordinator bereits jetzt die Dienstpläne bis in das nächste Jahr vorbereitet - in der Hoffnung, dass nicht alles wieder auf den Kopf gestellt wird.
Abnehmende Zahlen
Entgegen den Erfahrungen in anderen Städten im Kreisgebiet, wo die Angebote des sozialen Einkaufsmarkts jetzt während der Coronakrise vermehrt genutzt werden, verzeichnen die Ableger in Rietberg und Neuenkirchen keine vermehrte Anzahl an Kunden. "Wir haben schon damit gerechnet, dass es mehr werden wird", gibt Helmtrud Funke zu. Dafür sei aber ein anderes Phänomen zu beobachten: "Viele der älteren Kunden trauen sich allerdings in der jetzigen Zeit nicht mehr zu uns."
Sozialer Markt
Mit dem Caritas-Warenkorb ist ein sozialer Einkaufsmarkt entstanden, mit dem die Caritaskonferenzen im Dekanat Rietberg-Wiedenbrück gegen Armut vorgehen wollen. Dafür werden Lebensmittel, die im Geschäft nicht mehr verkauft werden können, abgeholt und an bedürftige Menschen mit einem Einkaufsausweis gegen einen geringen Betrag weitergegeben.
Den Ursprung hatte das Projekt in Rietberg, wo es zunächst ein Ladenlokal gab. Daraus entwickelte sich ein mobiler Warenkorb, bei dem die Produkte aus einem Fahrzeug verteilt wurden. Auf diese Weise entstanden sechs neue Standorte des Caritas-Warenkorbs. In Rietberg und Bokel ist der Warenkorb dienstags von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Die Zeiten für Neuenkirchen, Druffel, Varensell und Westerwiehe sind freitags von 12.30 bis 14.30 Uhr.
Quelle: die-glocke.de