Eine kleine Begegnung bewirkt Großes – das Friedhofscafé „Moment mal“ der CKD Hl. Kreuz Herringen, Hamm
Alles Begann mit einem Besuchsdienst im Krankenhaus. Bärbel Brüggemann kam in ein Zimmer, in dem eine Griechin ihre Tochter besuchte. Die Ehrenamtliche konnte kein Griechisch die beiden Frauen kein Deutsch. Wenig später starb die Tochter. "Ich hatte die Mutter in der Kirche gesehen, aber ein Gespräch war nicht wirklich möglich. Das fand ich sehr schade. Vielleicht hätten wir auch einfach gemeinsam schweigen können. Da passiert auch sehr viel. Mit einer Tasse Kaffee oder so." Das Ereignis beschäftigte die Hammerin und sie sprach mit einigen Menschen aus dem Ehrenamt und der Gemeinde darüber, bis der Pfarr schließlich sagte: "Machen Sie doch einfach."
Also begann sie Anfang 2019 mit einer Thermoskanne Kaffee und einem Stuhl an der Kapelle des katholischen Friedhofs Nordherringen. Doch schnell war klar: das reicht nicht. Die Nachfrage war einfach zu groß. Also finanzierte die Aktionsgemeinschaft der Kirche den Einbau einer Küche in die ungenutzte Trauerhalle und kaufte Tische und Pavillons. Jetzt treffen sich 30-45 Menschen jeden dritten Mittwoch im Monat 15:30-17:30 Uhr auf Kaffee und Kuchen - soweit Corona das zulässt. "Es kommen total unterschiedliche Gespräche zu Stande. Die einen wollen über die Verstorbenen sprechen, die anderen über Kirche und Heimat, wieder andere einfach nur quatschen und lachen. Es sind aber eigentlich immer ehrliche Gespräche und wir sind als CKD-Ehrenamtliche mittendrin.", schwärmt Bärbel Brüggemann. Die Organisation läuft via WhatsApp: "Da backt immer irgendwer Kuchen oder bringt Kaffee mit."
Anfangs lief alles komplett kostenlos. Manche Gäste wollten aber etwas Spenden und so führten sie eine kleine Spendenbox ein, die etwas abseitssteht. "Damit sich niemand genötigt fühlt, etwas zu spenden." Das Geld geht dann an das Kinder- und Jugendhospiz, das Erwachsenen-Hospiz oder Tafel.
Die Beträge dafür füllen sich gerne durch besondere Aktionen des Friedhofs-Café, das die Ehrenamtlichen "Moment mal" tauften. Zu Weihnachten 2020 stellten die emsigen Damen und Herren einen beleuchteten Weihnachtsbaum auf. Besucher konnten dann auf selbstgebastelte Sternen die Namen der Verstobenen schreiben und an den Baum hängen. Zusätzlich sammelten CKD-Ehrenamtlichen an zwei Sonntagen nach dem Gottesdienst Lebensmittel für Tafel. So verschönerten sie auch den Bedürftigen des Ortes das Weihnachtsfest.
Am ersten Mai kamen ca. 75 Menschen mit dem Fahrrad, die in der schönen Lage und dem netten Friedhofs-Café ein lohnendes Ziel sahen. Im Juli kam aus der Nachbargemeinde eine Frauengruppe samt Organisten zur Andacht und Kaffee. Insgesamt kamen wieder ca. 75 Gäste, die 400€ spendeten. Das Geld ging an das Kinder- und Jugendhospiz der Stadt. Es entwickelt sich ein überörtlich bekannter Anziehungspunkt, der Gemeinschaft schafft. Als zwischenzeitlich das Gemeindehaus abgerissen wurde, entwickelte sich das Friedhofs-Café zu einem wichtigen Ersatz-Treffpunkt.
Die Griechin hat Bärbel Brüggemann nur noch selten gesehen und sie kamen auch nicht mehr ins Gespräch. Sie ahnt vermutlich nicht, was ihre Begegnung bewirkt hat. Ist etwas Großes entstanden? "Was heißt groß? Fühlt sich gut an!", stellt die Ehrenamtliche klar.