Ein Muff für Menschen mit Demenz
Mit relativ wenig Aufwand hergestellt sind sie eine große Hilfe für demente Menschen: „Demenz-Muffs“ präsentieren (von links) Jana Timmerberg (youngcaritas), Annette Rieger (Geschäftsführerin der Caritas-Konferenzen im Erzbistum Paderborn) und Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig.Markus Jonas
Maria Kersting wirkt konzentriert, während sie mit ihren Fingern über die verschiedenen Strickmuster streicht. Die 91-jährige Besucherin der Tagespflege hält in ihren Händen einen von mehreren selbstgestrickten "Demenz-Muffs", die das Team der Caritas-Konferenz St. Maria Salome Ovenhausen für die Einrichtung gefertigt hat. "Menschen, die an Demenz erkrankt sind, haben häufig auch mit innerer Unruhe und rastlosen Händen zu kämpfen", erklärt Oliver Surmann, Leiter der Tagespflege des St. Josef Seniorenhauses in Bökendorf, und bedankt sich für die Spende. "Die Anregung des Tastsinns und gezielte Bewegungen mit den Fingern können ihnen dabei helfen."
Die Zahl der Menschen mit Demenz steigt kontinuierlich an. Ihnen das Leben zu erleichtern, haben sich die Caritas-Konferenzen im Erzbistum Paderborn, ein Zusammenschluss von rund 16.500 ehrenamtlich Engagierten, auf die Fahnen geschrieben. Bei ihrem Frühjahrs-Diözesanrat stellten sie deshalb den Mitgliedern diese einfache, aber wirkungsvolle Projekt-Idee vor: einen "Demenz-Muff" oder eine "Nesteldecke" zum Selbernähen. Das helfe bei rastlosen, aber auch bei kalten Händen, unter denen Menschen mit Demenz oft zu leiden hätten, erklärt Sabine Breimann von der Geschäftsstelle der Caritas-Konferenzen. Dabei könne der "Muff" helfen, ein röhrenförmiges, in früheren Jahrzehnten übliches Bekleidungsstück, in das die Hände von beiden Seiten hineingesteckt werden, ebenso eine Decke aus verschiedenen Materialen, an denen die Hände etwas zum Nesteln finden.
Über die mühevolle Handarbeit der Ehrenamtlichen freut sich die 91-jährige Maria Kersting sichtlich. Die Idee erinnert sie an viele Decken und Socken, die sie im Laufe ihres Lebens für sich und ihre Familie gestrickt hat. Das besondere an den Exemplaren aus Ovenhausen: Sie bestehen nur aus Wollresten, die bei anderen Strickprojekten übriggeblieben sind. Das macht sie einzigartig und vor allem nachhaltig. Etwa einen Nachmittag dauere es, einen Demenz-Muff herzustellen, erklärt Martina Werdehausen, Teamleiterin der Caritas-Konferenz in Ovenhausen, die die Idee von der Frühjahrstagung der Caritas-Konferenzen im Erzbistum Paderborn aufgriff. Sie ist glücklich darüber, dass die Demenz-Muffs in ihren verschiedenen Ausführungen nun von Senioren der Tagespflege genutzt werden. "Es ist schön zu sehen, was mit wenig Aufwand erreicht werden kann."
"Demenzmuffs und Nesteldecken können gleichermaßen von Anfängern wie auch von Fortgeschrittenen angefertigt werden", erklärt Sabine Breimann einen weiteren Vorteil dieser einfachen Hilfe für Menschen mit Demenz. Die fertigen Demenzmuffs oder Nesteldecken können anschließend an Demenz-Erkrankte oder entsprechende Pflegeeinrichtungen abgegeben oder bei einem Basar für einen wohltätigen Zweck verkauft werden.
Erschienen in. caritas im blick 89/2021 - Markus Jonas