„Das Herz wird nicht dement“
Belecke - "Erst langsam haben wir gelernt, die andere Welt, in der du lebst, zu erkennen und zu begreifen." Das Zitat aus dem Buch "Sieben Jahre in deiner Welt" von Monsignore Andreas Kurte spiegelt wohl wieder, was pflegende Angehörige von Demenzkranken erleben, während die betroffene Person sich mit fortschreitender Krankheit immer weiter verändert.
großes Interesse bei vielen MenschenCKD Paderborn
Über sieben Jahre haben Kurte und seine Schwester ihren an Demenz erkrankten Vater gepflegt- und über die Erfahrungen in dieser Zeit hat Kurte ein Buch geschrieben.
Zum Demenzfachtag in der Neuen Aula in Belecke, organisiert vom Regionalen Arbeitskreis ehrenamtlicher Caritas-Konferenzen Warstein-Rüthen, las Kurte am Samstagmorgen zu Beginn der Veranstaltung aus seinem Buch: Davon, wie der eigene Vater seinen Kindern fremd wurde, mehr und mehr in seiner ganz eigenen Welt lebte, bei den alltäglichsten Dingen plötzlich Unterstützung brauchte, seine eigenen Kinder nicht mehr erkannte und vergaß, dass er überhaupt welche hatte.
Bewegend schilderte der Autor seine Erlebnisse in Briefform, adressiert an seinen Vater selbst- und traf damit den Nerv seiner Zuhörerschaft - denn zahlreiche Besucher, die selbst
Demenzkranke pflegen oder sich einfach rund um das Thema informieren wollten, waren in die Aula gekommen.
Aber, dass "nicht alles traurig und dunkel" ist, sondern es auch immer Momentes des Lichts und Situationen zum Schmunzeln gibt, machte Kabarettistin Hettwich vom Himmelsberg alias Anja Geuecke, klar, die die humorvollen Seiten der Demenz betrachtete und sich beim "Markt der Möglichkeiten" unter das Publikum mischte.
alle relevanten Akteure aus der Region für das Thema Demenz informierten die AnwesendenCKD Paderborn
Dort beantworteten 13 Aussteller -von Caritas-Demenzberatung über Ergotherapiepraxis bis zu Deutschem Roten Kreuz (DRK), Pflegediensten oder Hospizkreis - alle Fragen, die sich rund um das Thema Demenz stellten: Welche Therapieansätze gibt es für Erkrankte? Wo bekommen pflegende Angehörige Unterstützung und worüber können Kontakte zu anderen Pflegenden geknüpft werden? Das waren etwa Fragen, die die Besucher interessierten und sich an den unterschiedlichen Ständen beantworten ließen. Darüber kamen Besucher schnell auch untereinander ins Gespräch, sodass Erfahrungen ausgetauscht und wertvolle Kontakte geknüpft werden konnten.
Ausgetauscht wurde sich auch schon morgens beim anfänglichen Stehkaffee im Aulafoyer, mit dem der Fachtag begonnen wurde. Im Foyer hatten Besucher auch den ganzen Tag lang die Möglichkeit, sich beim Kaffee an aufgestellten Tischen gesellig auszutauschen und zur Mittagszeit wurde eine Suppe als Imbiss gereicht, wobei Gespräche weiter vertieft wurden.
Beendet wurde der Fachtag schließlich augenzwinkernd mit einer Kabarettvorstellung mit Hettwich vom Himmelsberg, die den Tag humorvoll Revue passieren ließ und deutlich machte, was zu Beginn schon auf der Bühne erklärt worden war: Mit ein bisschen Humor ist die Demenz zu ertragen". Und: Humor ist die einzige Waffe gegen den Ernst des Lebens", bilanzierte die Kabarettistin. Denn auch, wenn die Krankheit einen Menschen immer mehr verändert: "Das Herz - wird nicht dement." Mit diesem Satz war der Fachtag betitelt - und das war für Aussteller und Interessenten letztlich auch - das Fazit des Tages. - JILL FRENZ