Caritasjubiläum in St. Marien Herne-Baukau
Margret Kubiak - vorne rechts - prostet allen Gästen zu - links Mechthild GreifenbergCKD Herne
Jedoch waren die ersten Jahre sehr schwierig aufgrund der Inflation. Der damalige Kirchenchronist beklagte: "Die Caritas ist durch rapide Geldentwertung arg betroffen. Die Gaben bedeuten nur einen Tropfen auf den heißen Stein. Wirkliche fühlbare Opfer werden nicht gebracht. Jeder gibt, was er gut entbehren kann. Der Gedanke einer umfassenden Organisation stößt auf mehr oder weniger passiven Widerstand."
Aus den weiteren Berichten ist dann aber zu entnehmen, dass die Caritas in den Notjahren der Weltwirtschaftskrise ab Ende der 1920er Jahre neben der öffentlichen Fürsorge des Wohlfahrtsamtes nach Kräften viel wertvolle Hilfe geleistet hat, um Elend und Armut bei unzähligen Bedürftigen in großen Teilen der Bevölkerung durch Nahrung und Kleidung zu mildern. Für die Zeit des Nationalsozialismus finden sich keine Eintragungen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Arbeit wieder intensiviert.
Im Grunde war die Caritas-Arbeit zu jeder Zeit wichtig und wertvoll. Anlässlich des Papstbesuchs von Johannes Paul II. 1980 in Deutschland wurde folgendes festgehalten: "Caritas ist eine Grundfunktion der Kirche. Der Caritasverband ist nicht Organisation neben den Gemeinden, sondern mit deren Leben organisch verbunden. Er ist nicht nur Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege, sondern vor allem Instrument der dienenden Kirche." Oder um es mit den Worten des ehemaligen Bischofs von Évreux, Jacques Gaillot, zu sagen: "Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts."
Caritas-Präses Pastor Norbert Johannes Walter segnet zwei Kerzen, die ein Dank an die verstorbenen Mitarbeiterinnen sindCKD Herne
Und auch heutzutage in Zeiten, in denen es vielen Menschen besser geht als noch vor wenigen Jahrzehnten, gibt es jede Menge Notleidende. "Die Caritas ist eine unverzichtbare Säule der Kirche, ohne die ein lebendiges sinnvolles Gemeindeleben nicht möglich wäre", hat auch der verstorbene Dechant Heribert Zerkowski formuliert.
So konnte also nun auf 100 Jahre ehrenamtliche Dienste für Mitmenschen zurückgeblickt werden, die in Form von finanzieller Unterstützung Hilfsbedürftiger, durch gesellige Veranstaltungen besonders für Kinder und alte Menschen, Alten- und Krankenbesuche, Hilfe bei der Kinderbetreuung, Freizeitangebote in den Flüchtlingsunterkünften und vieles mehr geleistet wurde und wird. Dabei sei auch an die große Weihnachtsgeschenk-Aktion für Grundschüler vor einem Jahr erinnert.
Abgesehen von einigen überregionalen Projekten kommt die Hilfe hauptsächlich bedürftigen Menschen vor Ort zugute. Die nötigen Mittel dafür stammen von den zwei jährlichen Haussammlungen der Caritasmitarbeiterinnen, durch Sondersammlungen in der Kirche und durch Aktivitäten wie Losverkäufe und Tombolas bei Gemeindefesten. Sogar bei Mitarbeiterinnen-Versammlungen steht seit Jahrzehnten eine kleine Spardose für das Hilfswerk Missio bereit. Dies hatte die inzwischen 96-jährige Ehrenvorsitzende Elisabeth Lippes initiiert.
Annette Rieger von der Geschäftsstelle feiert mitCKD Herne
Mit Dankbarkeit, Respekt und Freude wurde nun zum 100-Jährigen ein Festgottesdienst mit dem Caritas-Präses Pastor Norbert Johannes Walter gefeiert. Zwei große Kerzen, die vor dem Altar aufgestellt und gesegnet wurden, sollten ein Dank an die verstorbenen Mitarbeiterinnen sein. Sie haben unendlich viel Gutes für die Gemeinde und darüber hinaus geleistet. Anschließend folgte ein Empfang im Gemeindehaus mit eingeschränkter Gästezahl unter Corona-Bedingungen. Annette Rieger, Geschäftsführerin des Diözesanverbandes Paderborn, Mechthild Greifenberg, Caritas-Koordinatorin im Dekanat Emschertal, Bernd Zerbe, Leiter Soziale Dienste im Caritas-Verband Herne, sowie Vorstände und Mitarbeiterinnen der Caritas-Konferenzen in St. Dionysius waren der Einladung gefolgt. In den Festreden mit Gratulation und Dank gab es viele lobende Worte über Wert und Wichtigkeit der Caritasarbeit.
Wir hoffen und wünschen unserer Gemeinde, dass es auch weiterhin genügend Menschen gibt, die bereit sind, Ansprechpartner*innen und Helfer*innen für Menschen in Not zu sein.
Für die beiden Caritas-Konferenzen
Liebfrauen und St. Anna
Luzia Schwarzwald und Margret Kubiak